In meiner nachfolgenden Betrachtung geht es um meinen Urgroßvater Martin Fregin, welcher am 11.11.1906 in Lepuwek/Lublin in Ostpreußen das Licht der Welt erblickte. Er war das jüngste von 10 Kindern der Eheleute Ludwig und Pauline Fregin geb. Lutz.
Die Familie zog es ca. 1908 in die Nähe von Elbing, genauer gesagt in den Ort Buchwalde, wo Ludwig Fregin ein größeres landwirtschaftliches Anwesen außerhalb des Ortes in Richtung Lichteinen erwarb.
Dieses Grundstück verkaufte er während der Hyperinflation im Jahr 1923 und erwarb einige Tage später mit dem Erlös, der freilich nur noch ein Bruchteil wert war, ein kleineres landwirtschaftliches Anwesen. Sein Sohn Martin trat in die Fußstapfen seines Vater und begann eine Lehre als Müller.
In den darauffolgenden Jahren lernte Martin seine zukünftige Frau, die Zigarrenmacherin Frieda Neumann kennen. Beide Heirateten am 5. Juli 1933 in Königsberg. Dabei entstand das einzige mir bekannte Foto von meinem Urgroßvater.

Die originale Heiratsurkunde aus Königsberg konnte ich in einem Archiv ausfindig machen.

Die junge Familie bezog eine Wohnung in Elbing im äußeren Mühlendamm 13, an welche sich meine Oma auch noch erinnert. Auch im Einwohnerbuch der Stadt Elbing von 1934 findet sich diese Adresse.

Den nächsten Anhaltspunkt gibt die Auskunft des Bundesarchivs für Angehörige der Wehrmacht. Zwar wird kein konkretes Einzugsdatum genannt, es ist jedoch bekannt das er 1939 als Schütze in das Infanterie-Regiment 400 eingegliedert wurde. Die übergeordnete Division marschierte über Graudenz Richtung Warschau bis in das Vorfeld der Festung Modlin. Dort erlebte sie das Ende des Polenfeldzugs. Martin erlebte dies nicht, er lag, aufgrund einer Fußverletzung im Reserve Lazarett 1 Königsberg/Preußen. Leider sind mir keine weiteren Hinweise über seine Zeit im Lazarett bekannt. Nach der Wiederherstellung seine Frontverwendungsfähigkeit wurde er am 2.Dezember 1939 zurück zur Truppe beordert.
Im Jahr 1940 erfolgte dann die Versetzung in die 6. Kompanie des Infanterie-Regiments 371. Diese Einheit war der 161. Infanterie-Division unterstellt, welche zur 9. Armee gehörte.
Diese Einheit marschierte anschließend mit der Heeresgruppe Mitte Richtung Russland.
Im September tobten die Kämpfe um Cholm, während derer Martin von Splittern einer Artilleriegranate in den linken Oberschenkel getroffen wurde. Aufgrund seiner nur leichten Verletzung, verblieb er bei der Truppe.
Weniger glücklich verliefen die Winterkämpfe um Rschew. Auf der Personenkartei ist folgendes vermerkt:

4.1.42 Wolynowo gefallen. Granatsplitter Kopf
Grablage: Jowek Pjatiletka bei Trotzkoje an der Wolga zwischen Subzoff und Staritza
Meine Recherche ergab einige interessante Informationen. Dank frei verfügbaren Kartenmaterials aus der Zeit und mittels Berichten von Zeitzeugen konnte ich die Umstände ein wenig besser beleuchten. Hilfreich war hier vor allem der Tätigkeitsbericht des Divisions Arztes der 161. Infanterie Division vom 21.06.1941 bis 01.07.1944.
Für den betreffenden Zeitraum wurde dort niedergeschrieben:
02.01.1942
Wagenhalteplatz wird wegen weiteren Zurücknehmens der H.K.L. nach Batjukowo, der H.V.Pl. von Alexina (Aleßina) nach Trojtzkoje befohlen.
Div.-Stabs-Quartier Trojtzkoje. Die San.-Komp.1/241 befindet sich auf dem Marsch.
Hinter ihr marschieren die unterstellten Teile einer Fahrkolonne mit 200 Verwundeten.
In der Nacht werden die Verwundeten in einer von der Kompanie vorbereiteten Schule untergebracht und versorgt.
03.01.1942
Wagenhalteplatz Batjukowo wird nach Trojtzkoje zurückgenommen.
Die von der Kompanie auf Fahrkolonnen transportierten Verwundeten kommen in Subzow (Subtzow) an und werden der San.-Komp.2/241 und der Krankensammelstelle überwiesen.
Auf diesem Transport vom 30.12. bis 3.1.42 verstarben von den 300 zum Teil Schwerverwundeten drei. Allgemein wurde der Transport, der unter den schwierigsten Verhältnissen bei größter Kälte -unter minus 35° Grad- durchgeführt wurde, von den Verwundeten in den mit Heu ausgepolsterten Hf 1 gut vertragen.
04.01.1942
Wagenhalteplatz Koleßnikowa.
Der H.V.Pl. für den Div.-Abschnitt bleibt in Subzow (Subtzow) bei der San.Komp.2/241.
Die Lage ist begründet durch die guten Straßen und Verbindungen von der H.K.L. nach Subzow (Subtzow) und durch das Fehlen geeigneter
Räumlichkeiten zwischen H.K.L. und Subzow (Subtzow).
In Subzow (Subtzow) besteht außerdem gute Abtransportmöglichkeit.
Krankensammelstelle, Feldlazarett 1/532, Lazarettzüge.

Die oben genannten Truppenbewegungen lassen sich sehr gut auf dem Kartenausschnitt nachvollziehen. Der Rückzug des Hauptverbandsplatzes von Alexina im Norden nach Trojtzkoje, ebenso ist der Wagenhalteplatz Kolessnikowa sichtbar.
Der Ort an dem mein Urgroßvater gefallen ist muss Wolykina gewesen sein, in moderneren Karten wird dieser Ort als Volynowo (Wolynovo) beschrieben. Dieser ist ca. 5km vom Hauptverbandsplatz in Trojtzkoje entfernt.
Als Todesursache ist auf der Personenkartei „Granatsplitter Kopf“ vermerkt. Seine sterblichen Überreste könnten dann zum Hauptverbandsplatz transportiert worden und dort bestattet worden sein. Als Grablage wird „Jowek Pjatiletka bei Trotzkoje an der Wolga“ angegeben.
Hier enden meine bisherigen Nachforschungen…
Das nächste was ich klären möchte, ist der Eintrag „Jowek Pjatiletka“ und die Bedeutung dahinter.